Manipulation kann unter anderem durch Schuldgefühle erfolgen. Was sind die Ursachen und Merkmale emotionaler Erpressung? Und wie können Sie sich gegen emotionalen Erpressung wehren?
Schuldgefühle sind ein äußerst wirksames und beliebtes Mittel, um Menschen zu manipulieren. Auch in der Partnerschaft werden häufig Schuldgefühle eingesetzt, um den Partner zu manipulieren. Grundsätzlich möchte ich sagen, dass ich Schuldgefühle für überflüssig und schädlich halte. Ich weiß, dass ich bei dem einen oder anderen von Ihnen durch diese Äußerung starken Protest auslöse. Schuldgefühle können ein machtvolles Instrument sein, um Menschen zu manipulieren. Kaum etwas macht gefügiger als der Hinweis, man habe an etwas Schuld.
Meine Erfahrung ist jedoch, dass Schuldgefühle uns weder zu einem besseren Menschen machen noch uns daran hindern, das Verhalten, wegen dem wir uns Schuldgefühle machen, in Zukunft zu unterlassen. In meinen Augen reicht es völlig, sich einen Fehler einzugestehen und diesen, wenn möglich, zu korrigieren.
"Wenn du es nicht machst, dann muss ich es halt selbst machen", "Na, ja, dann kommst du eben nicht. Ich werde schon alleine zurechtkommen." (gesprochen mit weinerlicher Stimme). Was lösen solche Sätze in Ihnen aus? Höchstwahrscheinlich fühlen Sie sich schuldig. Sie überlegen sich, ob Sie die Arbeit nicht doch machen bzw. nicht doch Ihren Zahnarzt-Termin absagen und kommen können. Es gibt unzählige Strategien, wie andere versuchen, uns zu beeinflussen und in eine bestimmte Richtung zu drängen. Wir wollen uns deshalb damit befassen, wie wir auf die Manipulationsversuche der anderen reagieren können.
Jeder Mensch versucht bisweilen, andere zu beeinflussen und in seinem Sinne umzustimmen. Wir haben in unserer Kindheit die Erfahrung gemacht, dass ein schlechtes Gewissen uns und andere bereit macht, "klein" beizugeben. Auch unsere Eltern haben ab und zu Schuldgefühle als Erziehungsmittel eingesetzt und tun dies vielleicht auch heute noch. Und warum sollten wir nicht auch diese Techniken einsetzen, wenn sie gut funktionieren?
Vorwürfe wie "Wie konntest du mich nur so behandeln", "Von dir hätte ich das am allerwenigsten erwartet", "Mir wäre das nicht passiert", "Wenn du mich lieben würdest, hättest du ..." oder "Ich hatte mich so gefreut, aber wenn es halt nicht geht ..." sind schon jedem über die Lippen gekommen.
Andere setzen Schuldgefühle meist dann ein, wenn sie sich verletzt fühlen oder es "uns heimzahlen" wollen – als Rache oder Bestrafung. Sie treibt die Hoffnung, dass wir uns ändern, weil wir uns schlecht fühlen. Häufig verwenden sie dabei das Wörtchen "man": "Man tut nicht oder man tut", um sich quasi noch Rückendeckung von der Allgemeinheit zu holen. Sie tun so, als ob sie allgemeingültige Regeln vertreten, in Wirklichkeit sind es meist jedoch nur ihre eigenen. Schuldgefühle werden von den Eltern, vom Freund, Partner und den Kindern eingesetzt, um uns zu von ihm erwünschtem Verhalten zu bewegen und sich durchzusetzen.
Durch dieses "Schuld-Programm" lassen wir uns nur allzu leicht manipulieren. Wir fühlen uns eingeengt, unter Druck gesetzt. Doch meist brodelt in unserem Innern auch Widerstand. Scheinbar haben wir nur zwei schlechte Alternativen zur Verfügung:
1. Wir richten uns nach den Vorstellungen des anderen und haben den Eindruck, gezwungen zu sein.
2. Wir richten uns nicht nach seinen Wünschen und haben Schuldgefühle.
Langfristig können Schuldgefühle eine Beziehung gehörig belasten oder sogar zur Beendigung der Beziehung führen.
Wir haben es satt, uns in unserer Freiheit ständig beschnitten zu sehen und ständig mit schlechtem Gewissen umherlaufen zu müssen. Entscheiden wir uns für die Märtyrerrolle, indem wir unsere Wünsche zurückstellen und alles für den anderen tun, in der Hoffnung, es komme eines Tages zu uns zurück, befinden wir uns meist in einer ausweglosen Position: Unsere Interessen werden nicht umgesetzt und wir bekommen nichts zurück. Die Manipulation durch emotionale Erpressung ist keine hilfreiche Strategie im Umgang mit anderen Menschen.
Im Grunde genommen fühlt sich derjenige, der erpresst, in der Opferrolle.
Wir fühlen uns unter Druck, wütend, wertlos, hilflos, schuldig oder ängstlich.
Wir handeln wider unsere eigenen Bedürfnisse und geben die Entscheidungsmacht über diese auf, indem wir uns und unsere Bedürfnisse zurück nehmen. Wir reden uns ein, dass Nachgeben und sich fügen nicht schlimm ist.
Wir glauben, uns falsch zu verhalten und schuldig zu sein. Wir sehen uns verantwortlich für das Unglücklichsein des anderen und Gedanken kommen auf wie: "Nachgeben ist besser, als die Gefühle des anderen zu verletzen". Wir verurteilen uns als zu egoistisch. Wir beginnen zu rechnen, wer was wann und wie häufig tut.
Es geht keinesfalls darum, die Gefühle und Bedürfnisse des anderen zu ignorieren. Den Weg, den er einschlägt, seine Gefühle zu äußern, müssen wir dennoch nicht unterstützen und gut finden. Zudem sind unsere Schuldgefühle ein schlechter Berater. Ziel sollte sein,
Er will Sie gefügig machen, indem er Ihnen mit seinem Hinweis Schuldgefühle einreden will.
Auch wenn Sie nicht nach seinen Vorstellungen funktionieren, sind Sie kein schlechter Mensch. Er kann genauso gut seine Erwartungen revidieren: "Er/Sie muss tun, was ich will, erst dann mag ich sie/ihn".
Sagen Sie beispielsweise: "Es ist schade, dass du das so ... siehst. Dann musst du dich schlecht fühlen. Ich tue ... das, nicht um dir weh zu tun".
Gehen Sie Ihren Aktivitäten OHNE schlechtes Gewissen nach. Er wird wieder auf Sie zukommen, wenn er sich "abgeregt" hat.
Wenn Sie sich schuldig fühlen, dann deshalb, weil Sie glauben, etwas Falsches oder Schlechtes getan oder gesagt zu haben und sich deshalb ablehnen.
So können Sie diese eher erfüllen oder ihm erklären können, weshalb nicht.
Erst wenn Sie diesen Regeln zuwiderhandeln, müssen Sie alarmiert sein.
Wir wünschen Ihnen die Fähigkeit, zwischen Ihren und den Interessen der anderen abzuwägen, und die Kraft, sich frei und ohne Schuldgefühle für ein bestimmtes Verhalten entscheiden zu können.
Ob Sie für emotionale Erpressungen anfällig sind, das zeigt Ihnen der Test Emotionale Erpressung. Könnte Sie auch interessieren: Selbstbewusstsein stärken.
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Gibt es statistische Untersuchungen dazu, wer gegenüber wem und in welchem Umfang emotionale Erpressung einsetzt?
Ich denke da einerseits an Herkunft/Milieu, Geschlecht, Alter/Generation, Bildungs-/Berufshintergrund, und politische/religiöse Einstellung der beteiligten Personen. Andererseits wäre es interessant zu wissen, in welcher Beziehung die Beteiligten zueinander stehen - ob es also Freunde, (Ehe-)partner, Eltern und Kind, Lehrer und Schüler oder Vorgesetzte und Mitarbeiter sind.
Meine Vermutung - die sich nur auf wenige Einzelfallbeobachtungen stützt - ist, dass insbesondere Mütter der Nachkriegsgeneration(en) emotionale Erpressung gegenüber ihren Kindern eingesetzt haben, wohingegen Väter bei der Erziehung eher zu körperlicher Dominanz bis hin zu Schlägen neigten.
Letzteres ist gesellschaftlich seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr opportun und ab dem Jahr 2000 auch unter Strafe gestellt - zu Recht. Die emotionale Erpressung ist jedoch deutlich subtiler und weniger nach außen sichtbar. Daher vermute ich, dass sie in der Erziehung nach wie vor breite Anwendung findet.
Interessant wäre es auch zu wissen, ob es einen Zusammenhang zwischen der emotionalen Erpressung in der Erziehung und den scheinbar zunehmenden Kontaktabbrüchen gibt, die erwachsene Söhne und Töchter mit ihren Eltern vollziehen. Nach den zahlreichen Fallbeispielen, die ich gelesen habe, wäre meine Einschätzung: Ja, dieser Zusammenhang existiert. Nämlich dann, wenn Art und Umfang der emotionalen Erpressung toxische Ausmaße angenommen haben und sich über das Kindesalter bis hin in die Zeit des Erwachsenseins der Söhne und Töchter ziehen.
Für mich war es sehr hilfreich eine Meinung einer Psychologin zu diesem Thema zuhören oder zu lesen und eine Entscheidungshilfe für eine künftige Partnerschaft, wobei ich sagen muss, wenn man die Thesen zu eng nimmt, dann befinden wir uns zu jeder Zeit in einem System der ständigen Abhängigkeiten oder andere abhängig zu machen. Das stimmt nicht.
Was steckt hinter der emotionalen Erpressung?
Im Grunde genommen fühlt sich derjenige, der erpresst, in der Opferrolle.
Sie: glaubt, unsere Anerkennung und Liebe zu brauchen.
Sie: glaubt, ohne uns nicht leben zu können. Er will mehr Zuwendung.
Sie: hat riesige Erwartungen an uns und glaubt, nicht zufrieden sein zu können, wenn wir diese nicht erfüllen.
Sie: fühlt sich verletzt und gekränkt und will uns zeigen, wie stark er verletzt wurde. (indirekte Kommunikation)
Sie: äußert seine Wünsche nicht, erwartet stillschweigend, dass wir sie erfüllen. Da wir nicht hellsehen können und sie deshalb nicht (immer) erfüllen können, fühlt er sich ungeliebt.
Sie: fühlt sich zu kurz gekommen, nicht genügend gewürdigt.
Sie: will sich rächen.
Sie: hat Aggressionen und hat Angst, sie offen auszudrücken.
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Jetzt weiß ich warum sie das tut Weill sie selbst Verletzt ist, besser gesagt sie ist enttäuscht, aber warum?
Sie hat von mir einige Erwartungen, er hofft, Zuneigung, mehr mit ihr Reden, auf ihre Sprüche (sie macht es um, um ein Gespräch anzufangen, ohne dass es in Lächerliche gezogen wird oder Blöde rüberzukommen) besser eingehen, statt die Sprüche als unangebracht zu sehen, es ist besser, wenn man, mit ihr darüber unterhaltet als, wenn man ihr schon sehr Lange kenne, nein besser gesagt, das Sie Die beste Freundin ist, die ich mir Vorstellen kann, --- ich habe genau da falsch verhalten, entweder habe ich es ein blöder Kommentar abgegeben, oder einfach nicht mehr mit Ihr geredet, (es kommt eine Person zu ignorieren gleich), ganz dummer Fehler, wir hatten uns darüber unterhalten, und mir sind da ein paar Wörter ins Gedächtnis geblieben, wo rüber ich nachdenken musste, und so wie ihr im Internet nach einer Lösung finden, und die habe ich gefunden, jetzt verstehe ich, was Frauen die einen mögen, immer sagen das ist nur freundschaftlich, Bitte denkt daran es steckt viel mehr dahinter als ihr denk, in den meisten Fällen ist es eine Frau, die solches verhalten hat, aber sie geben es nicht direkt zu, das es schon der Anfang von einer wundervollen Freundschaft ist, jetzt die Lösung verhaltet euch mit ihr mit sehr großen Respekt und immer wirklich immer, als die Beste und engste Freundin.
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Ich habe für ihren Verhalten das hier gefunden,
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Eine freundschaftliche Beziehung ist also nicht dasselbe wie die Beziehung zu einem Kumpel?
Genau, das sind unterschiedliche Beziehungen. Kumpel oder Kollegen sind Menschen, mit denen wir uns gut fühlen und die wir in einer Gruppe als angenehm empfinden. Aber diese Beziehungen bleiben oberflächlich und hängen von den äußeren Umständen ab: Man trifft sich im Sportverein oder bei der Arbeit. Mit diesen Menschen zeigen wir uns größtenteils von unserer besten Seite. ---> Mit Freundin hingegen können wir uns so geben, wie wir sind, und über unsere Zweifel und Bedenken sprechen. Bei Freundschaften ist die Beziehung intimer. Ein Freund ist jemand, den wir mitten in der Nacht anrufen können, wenn wir ein großes Problem haben. Freundschaften haben etwas Familiäres. Unsere Freunde sind wie Brüder und Schwestern, mit denen wir zwar nicht genetisch, aber über das Herz verbunden sind. In Schlüsselmomenten unseres Lebens leisten sie echte Unterstützung. Bei wichtigen Entscheidungen geben Freunde oft respektvollere Ratschläge als Verwandte, denn die könnten ein Interesse daran haben, Druck in die eine oder in die andere Richtung auszuüben – auch unbewusst. Echte Freunde können weit voneinander entfernt wohnen. Auch wenn man sich nur selten trifft, scheint es jedes Mal so zu sein, als hätte man sich am Vorabend zuletzt gesehen. Mit echten Freunden kann man über alles reden: über Sex, die Kinder oder über gesundheitliche Probleme.
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Die Lösung kann so einfach sein,
Finde ich sehr interessant. Aber kann man, wenn man das Spiel an sich durchschaut hat der anderen Seite helfen? Ich meine ist der emotionale Erpresser/die Erpresserin nicht auch irgendwie gefangen? Ich habe das Prinzip ja verstanden und mir angewöhnt auf "Ich hätte mir gewünscht, dass ..."-Schuldgefühl-Nummern mit "Ich bin kein Hellseher, wenn du wolltest, dass ich zu Besuch komme, dann hättest du mich einfach anrufen können" zu reagieren oder eben zu ignorieren und einfach mal dann ein paar Tage den Kontakt abzubrechen, etc.
Ich habe das Gefühl, dass die Erpressende sich hier ja auch irgendwie in eine Opferrolle begibt, weil ich ihr noch nicht unterstellen will das es hier wirklich ganz bewusst manipulierend ist.
Hallo,
Ich habe gerade den Artikel über emotionale Erpressung gelesen und er hat mir die Augen geöffnet!
Endlich habe ich einen "Namen" für das Verhalten meines Ex-Partners ( vor 3 Tagen habe ich mich getrennt! Und fühle mich BEFREIT!)
Jetzt werde ich mich um mich kümmern und lernen, wie ich es lernen kann, mich niemals wieder emotional erpressen zu lassen!!!!!