Sex und unterschiedliche Bedürfnisse nach Häufigkeit

Männer und Frauen unterscheiden sich oft darin wie oft sie Verlangen nach Sex haben. Was tun wenn die Vorstellungen bzgl. der Häufigkeit auseinandergehen?

Sex und unterschiedliche Bedürfnisse nach Häufigkeit
© Maddi Bazzocco, unsplash.com

Ein häufiger Streitpunkt beim Thema Sex ist die Häufigkeit. Es gibt kaum eine länger bestehende Partnerschaft, in der es nicht unterschiedliche Vorstellungen über die Häufigkeit des sexuellen Kontaktes gäbe. Liegen die sexuellen Bedürfnisse weit auseinander, gibt es ein hohes Konfliktpotential. Ordnet sich derjenige unter, der nicht so starke Bedürfnisse hat, und sieht das sexuelle Zusammensein als Pflichtprogramm an, so wird die Lust weniger werden. Die Unzufriedenheit kann auf die gesamte Partnerschaft ausstrahlen. Der, der weniger Lust hat, aber mitspielt, wird dem Anderen vorwerfen, immer nur das Eine zu wollen.

Was tun, wenn beide unterschiedliche Bedürfnisse bzgl. der Häufigkeit haben?

Geben Sie Ihre Anspruchshaltung auf. Ihre Partnerin oder ihr Partner hat nicht die Pflicht, für Ihre Zufriedenheit zu sorgen. Sie können Wünsche äußern, aber haben kein Anrecht auf Erfüllung. Statt zu fordern, sollten Sie sich fragen, weshalb die/der Andere weniger Lust verspürt. Ist sie/er überfordert und erschöpft, ist die eigene Sexualität mit Ekel oder Widerwillen/Desinteresse verbunden, bekommt sie/er die eigenen Bedürfnisse nicht erfüllt, ist Scham involviert, …?

Suchen Sie zusammen mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner danach, was dem Anderen Lust macht. Was können Sie für sie/ihn tun, welchen Knopf können Sie drücken, damit ihre Partnerin oder ihr Partner sich mehr nach ihrer körperlichen Nähe sehnt? Akzeptieren Sie, wenn ihre Partnerin oder ihr Partner ein geringeres sexuelles Verlangen hat. Sie können dennoch zärtlich zueinander sein. Auch können Sie sich selbst etwas Gutes tun, Sie sind autonom.

Zwingen Sie sich nicht, mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner zu schlafen, wenn Sie keine Lust haben, und spielen Sie der/dem Anderen auch keinen Orgasmus vor. Erlauben Sie sich, Nein zu sagen. Suchen Sie aber auch nach den Gründen für Ihre Lustlosigkeit und besprechen diese mit Iihrer Partnerin oder ihrem Partner.

Leser:innenfrage

Frage einer Leserin:

Ich würde in einer glücklichen Partnerschaft leben, wenn nur die Probleme mit dem Sex nicht wären. Mein Mann will häufiger als ich und reagiert jähzornig, wenn er nicht bekommt, was er möchte. Wir haben versucht, eine Absprache über die Häufigkeit zu treffen, aber er bedrängt mich dann doch. Mittlerweile habe ich überhaupt keine Lust mehr auf Sex mit ihm.

Dr. Doris Wolf antwortet auf Leser:innenfrage:

Offensichtlich unterscheiden Sie und ihr Mann sich darin, welchen Stellenwert Sie der Sexualität beimessen. Wie viel Sex richtig oder falsch ist, darüber lässt sich nicht streiten. Sexuelles Verlangen wird von körperlichen, seelischen und auch äußeren Faktoren beeinflusst.

Das Verlangen kann man nicht an- und ausknipsen wie eine Lampe. Und je mehr Druck man sich selbst macht  bzw. je mehr Druck vom Partner ausgeübt wird, um so stärker wird die Lust abnehmen. Im Augenblick ist die Sexualität sehr stark in den Mittelpunkt gerückt. Ihr Mann sieht es als Kränkung und Ablehnung, wenn Sie nicht auf sein sexuelles Verlangen eingehen. Sie sehen es als Erpressung und verspüren Leistungsdruck, wenn er sein Bedürfnis artikuliert bzw. Sie mit Wut bestraft.

Ein Ausweg könnte sein, wenn sie beide erst einmal dazu bereit sind, die Situation des anderen zu akzeptieren. Sie beide „ticken“ richtig. Ein nächster Schritt könnte sein, sich zu überlegen, wie Sie wieder mehr Spaß am Sex finden könnten. Ihr Mann könnte darüber nachdenken, ob es auch eine Alternative wäre, wenn Sie ihn ab und zu mit Hand oder Mund befriedigen würden. Sie können sich auch beide bewusst daran erinnern, wie sie früher die Sexualität erlebt haben bzw. sich Lust gemacht haben. Vielleicht gibt es auch körperliche Veränderungen, die bei Ihnen nun zu Schmerzen führen oder die Unlust mitbewirken. Dann wäre eine Untersuchung beim Frauenarzt sinnvoll. Generell könnten Sie sich auch überlegen, eine Paartherapie zu machen. Es gibt viele therapeutische Strategien, die helfen können, die Sexualität wieder lustvoll und nicht als Pflicht zu erleben.


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Eine Frau schreibt am 16.10.2021

Ich finde diesen Artikel wenig hilfreich. Nur die Frau hat sich zu ändern, der Mann braucht nicht darüber nachdenken warum er ein so starkes Bedürfnis hat. Warum soll man nur Lust hochschrauben und nicht auch runterschrauben können? Und dass die Frau bei Unlust mit der Hand befriedigen soll, ist ja wohl ein unverschämter Vorschlag. Auch das ist Sex ohne Lust und dann eher als Triebbefriedigung zu Werten.
Das einzig Richtige ist, dass niemand falsch ist. Aber nur bei Unlust der Frau Gründe zu suchen und nur da die Stellschraube ansetzen zu wollen finde ich vermessen.


peter schreibt am 27.06.2021

gibt ja nur 4 wege.
damit leben, es sich wonders holen, trennen oder dem partner geben was er will. was der beste weg ist, muss jeder für sich selber entscheiden, entscheidet man nicht, löst sich das problem auf dauer von ganz allein, entweder weils zur trennung kommt oder der partner fremdgeht. und da bei thema sex ein nein mehr wiegt, als ein ja, hat der verneinende partner grundästzlich mehr macht in der beziehung, weil er die sexual kontakte bestimmt.


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