Mein Mann ist nur noch für die Firma da. Ich und die Kinder kommen viel zu kurz. Was kann ich machen?
Damals, als wir frisch verliebt waren, haben mein Mann und ich viel gemeinsam unternommen. Im Sommer haben wir sogar manchmal in der Woche Blau gemacht und sind zum Baden gefahren.
Doch seit unsere Kinder da sind (2 1/2 Jahre, 6 Monate), arbeitet Holger mehr als je zuvor. Er meldet sich freiwillig als Projektleiter, obwohl wir auch ohne Gehaltszulagen gut über die Runden kommen würden. Jetzt macht er immer öfter Überstunden.
Und wenn er abends mal nicht im Büro sitzt, geht er mit Freunden oder Kollegen weg. Am Wochenende ist er regelmäßig im Fußballstadion zu finden. Dann wird natürlich auch immer viel getrunken. Wenn er dann doch mal zuhause ist, verschwindet er im Hobbykeller. Wenn ich ihm von meinem Tag mit den Kindern erzähle, hört er mir kaum zu. Alles, was mit den Kleinen zu tun hat, muss ich selbst entscheiden.
Wenn er sich für mich interessiert, dann geht es ihm um schnellen Sex. Das ist mir viel zu unromantisch. Wenn ich ihn dann abweise, gibt er sich gleich tief beleidigt. Aber nach so einem anstrengenden Tag mit den Kindern möchte ich eigentlich nur noch schlafen. Da bleibt keine Energie mehr für Sex übrig.
Für das vergangene Wochenende hatten wir uns einen Familienausflug vorgenommen. Ich hatte mich so darauf gefreut – und am Freitagnachmittag ruft Holger an und sagt, dass er einem ausländischen Kunden die Stadt zeigen soll, sein Chef sei krank geworden. Für alles und jeden hat er Zeit – nur für uns nicht.
Ich war stinksauer und hätte ihm am liebsten alles vor die Füße geworfen. Aber wie? Er war ja nicht da. Jetzt am Vatertag will er sich mit seinen Fußballkumpeln ein verlängertes Wochenende machen und wegfahren.
Ob mir das recht ist, fragt er gar nicht erst. Die Antwort kannn er sich ja auch denken. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ihm gar nichts an uns liegt. Holger streitet das natürlich ab und sagt, er mache das alles doch nur für uns und im Übrigen brauche er seinen Ausgleich. Als wenn ich nicht auch einen Ausgleich nötig hätte.
Als ich in der Firma die Möglichkeit hatte, eine wichtigere Position zu bekommen, griff ich natürlich zu. Je unentbehrlicher ich mich mache, desto sicherer ist schließlich mein Job. Dazu gehört natürlich auch, soziale Kontakte zu pflegen. Als Familienvater wird man von den Kollegen sonst schnell abgeschrieben. Der Chef soll wissen, dass er sich immer auf mich verlassen kann.
Außerdem glaube ich nicht, dass ich zuhause wirklich nützlich wäre. Als Mann hat man nicht so den Draht zu Babys und Kleinkindern. Später, wenn man sich richtig mit ihnen unterhalten und etwas unternehmen kann, will ich mich ja auch wieder mehr um sie kümmern.
Und dass ich auch mal zu einem Fußballspiel gehe oder mal ins Kino gehe – eine Ehe sollte keine Gefangenschaft sein, finde ich. Ich brauche nun mal meine Freiräume, und das habe ich Martina auch immer gesagt.
Holger lebt die traditionelle Rollenverteilung, bei der der Mann die Brötchen heimbringt und die Frau für die Kindererziehung, das Heim und seelische/leibliche Wohl zuständig ist. Dies stellt sich häufig erst nach der Geburt der Kinder deutlich heraus. Im Augenblick fühlen Sie sich beide deshalb zu Unrecht angegriffen und für zu kurz gekommen.
Holger glaubt, seinen Teil erfüllt zu haben, wenn er arbeiten geht. Martina glaubt, ihren Teil erfüllt zu haben, wenn sie sich tagsüber um die Kinder kümmert. Ansonsten will sie, dass die Kinderbetreuung die Aufgabe von ihr und ihrem Mann ist.
Dass er so wenig bei seiner Familie ist, muss jedoch nicht bedeuten, dass diese ihm nichts bedeutet. Möglicherweise hat er Angst davor, in der Firma Ansehen zu verlieren, wenn er mal der Familie zuliebe nein sagt.
Gegenseitiges Aufrechnen und Vorwürfe bringen im Augenblick genauso wenig weiter wie offene oder indirekte Racheakte, indem Martina z.B. den Sex verweigert. Martina und ihr Mann müssen sich zusammensetzen und ruhig miteinander über ihre Wünsche und Vorstellungen sprechen. Beide müssen ein Lebensmodell finden, indem sie sich als Gewinner sehen.
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