"Gerd ist ein sehr liebenswerter freundlicher Ehemann und Vater. Nur manchmal wünsche ich mir ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Er findet auch nie das passende Wort für ein kleines Kompliment zwischendurch." Dr. Doris Wolf antwortet auf diesen Leserbrief.
"Ein spontan mitgebrachter Blumenstrauß, ein kleiner Ring zu einem Jahrestag, ein Kompliment zwischendurch – das sind Dinge, von denen ich nur träumen kann. Nicht dass ich falsch verstanden werde: Gerd ist ein sehr liebenswerter, freundlicher Ehemann und Vater. Nur manchmal wünsche ich mir ein wenig mehr Aufmerksamkeit.
Wenn ich so sehe, wie liebevoll die Männer in unserem Freundeskreis mit ihren Frauen umgehen, werde ich jedes Mal ganz neidisch – und traurig. Gerd ist es in den 15 Jahren unserer Ehe nicht ein Mal in den Sinn gekommen, mir Blumen zu schenken. Mal abgesehen von meinen Geburtstagen, da macht er das wohl aus so einer Art Pflichtgefühl. Aber so die spontane Geste zwischendurch, die vermisse ich total bei ihm. Er findet auch nie das passende Wort für ein kleines Kompliment zwischendurch."
Wir lernen in unserer Kindheit, wie wir unsere positiven Gefühle ausdrücken, ob und wie wir Lob bzw. Komplimente annehmen und geben. Sind wir in einer Familie aufgewachsen, in der es vorwiegend Kritik gab, dann tun wir uns schwer, das Positive am anderen überhaupt zu sehen und auch Lob wird uns nur schwer über die Lippen gehen. Wurden in unserer Familie keine Geschenke gemacht oder unsere Geschenke kamen nicht gut an, haben wir uns möglicherweise bewusst oder unbewusst dazu entschlossen, nichts mehr zu schenken. Doch die Familie ist nur ein Ort unserer Persönlichkeitsentwicklung, an dem wir positive oder negative Erlebnisse mit Komplimenten, Lob oder Aufmerksamkeiten haben können. Die sogenannte Peergroup, also die Gruppe an Menschen, mit denen wir uns vor allem als Jugendliche oder junge Erwachsene umgeben, hat einen ähnlich starken Einfluss auf unserr soziales Verhalten.
Schließlich spielt auch das Geschlecht beim, Komplimente machen, Loben oder Schenken eine große Rolle. Mädchen werden bis heute und trrotz aller emanzipatorischer Fortschritte viel häufiger dazu erzogen, auf die Wünsche anderer einzugehen und ihnen etwas Gutes zu tun. Sie sorgen sich mehr darum, dass ihr Umfeld sich wohl fühlt. Jungen lernen dagegen von ihrren männlichen Vorbildern eher cool und hart zu sein, nach dem Motto: "Ich habe dir einmal gesagt, dass ich dich liebe. Wenn sich das ändert, werde ich dir das mitteilen." Zudem zählen bei Männern oft andere Fähigkeiten wie Planung, Ziele verfolgen, Beschützen mehr als der Ausdruck der Gefühle gegenüber der Partnerin.
Auch wenn sich die starren Rollenbilder mittlerweile stark verändert haben und junge Generationen ihre Paarbeziehungen auf Augenhöhe und mit weit größerer Emotionalität leben, beherrschen die archetypischen Verhaltensweisen durchaus immer noch die Beziehungen. Vergessen Sie zudem nicht, dass Ihr Partner auch durchaus unterschiedliche Rollen in Beruf- und Privatleben leben muss. Vielleicht wird von ihm in seinem Unternehmen verlangt, ein harter und möglichst sachlicher Entscheider zu sein und er trägt immer etwas von dieser Rolle auch in Ihre Beziehung. Vielleicht ist er aber schlichtweg nicht der Komplimente-Typ.
Es gibt viele unterschiedliche Gründe, warum Ihr Partner Ihnen von selbst keine Komplimente macht oder kleine Aufmerksamkeiten schenkt. Mein Rat: Wenn es Ihnen wirklich wichtig ist, dann nehmen Sie das Heft in die Hand und zeigen Sie es Ihrem Partner. Dazu möchte ich Ihnen drei einfache Tipps an die Hand geben:
Verwöhnen Sie Ihren Partner ab und zu mit kleinen Aufmerksamkeiten und Liebesbeweisen. Lenken Sie seinen Blick auf seine Gefühle. Fragen Sie ihn danach, ob ihm das Freude macht und guttut. Sprechen Sie mit Ihrem Partner darüber, was er sich gerne von Ihnen wünschen würde. Zählen Sie ihm dann einige Gesten auf, über die Sie sich freuen würden.
Nehmen Sie Ihren Partner mit ins Schmuck- oder Blumengeschäft und lassen Sie sich den Strauß oder den einen Ring bringen, den Sie besonders schön finden. So lernt Ihr Partner Ihren Geschmack kennen und kann seine Unsicherheit mit dem Schenken leichter überwinden.
Das gilt sowohl für Aufmerksamkeiten, die er geplant hat, als auch für quasi zufällige Komplimente. Ihr Partner braucht Routine in seiner neuen Rolle und muss sein neues Verhalten üben. Eine positive Verstärkung durch Sie als Sparringspartner in Sachen Komplimente hilft bei diesem Prozess sehr.
Falls Ihr Partner sich dennoch weiterhin schwer tut mit dem Schenken und Komplimente machen, dann machen Sie sich bewusst, dass er evtl. nicht der Typ dafür ist. Welche anderen positiven Seiten sehen sie an ihm. Machen Sie sich diese bewusst und freuen Sie sich an daran. Das hilft Ihnen, sich wertschätzend zu begegnen und ihre Liebe zu erhalten.
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Einerseits ist es richtig dass man den anderen unterstützen sollte, ABer im Grunde sollte
jeder die Reife erlangen den Partner nicht als Therapeuten zu benutzen.
Ich denke, dass bei so einer Person die die Liebe nicht zeitg und nicht äußert, schon etwas verkorkst ist. Schon etwas mühsam. wenn man nicht zu spüren bekommt, was der andere denkt bzw. fühlt
Also ich finde es schon etwas einseitig, wenn in dem Beispiel sie die einzige ist, die in die Beziehung investiert. Aus welcher Motivation heraus kann die Frau die Kraft nehmen, gegen Wände zu reden? Und was bleibt ihr nach der Frustration übrig? Das Positive zu sehen und ihre Bedürfnisse nach Zuwendung zu unterdrücken. Das ist die zeitgemäße Lösung?