Wenn ich das Thema Nachwuchs anschneide blockt mein Mann ab. Dabei ist das mein sehnlichster Wunsch - ohne Kinder kann ich mir keine gemeinsame Zukunft vorstellen.
Wann immer ich das Thema Nachwuchs anschneide, blockt mein Mann ab. Dabei ist das mein sehnlichster Wunsch - ohne Kinder kann ich mir keine gemeinsame Zukunft vorstellen. Als Olaf und ich uns kennen lernten, hatten wir beide gescheiterte Ehen hinter uns. Er hat zwei Kinder aus seiner ersten Ehe, die bei seiner Ex wohnen. Ich habe noch keine.
Darüber, ob wir auch zusammen Kinder haben wollten, haben wir in der ersten Zeit unserer Beziehung gar nicht geredet. Später hat er mal einen Satz fallen gelassen, dass ihm seine Kinder aus erster Ehe völlig genügen würden. Und dass er sehr darunter leidet, dass er ihnen keine heile Familie bieten und kein guter Vater sein konnte, wie er sagt.
Damals dachte ich, im Laufe der Zeit würde er seine Vorbehalte fallen lassen und mit mir eine Familie gründen. Doch bis heute hat sich da nichts bei ihm verändert. Bei mir allerdings tickt die biologische Uhr unerbittlich weiter - immerhin bin ich schon Ende 30. Nun muss ich befürchten, auf eigene Kinder zu verzichten - oder die Beziehung aufzugeben und mir einen Partner mit Kinderwunsch suchen.
Doch dabei käme ich mir ziemlich mies vor: Zum einen käme ich mir wie eine Zuchtkuh vor, die sich einen Stier zum Besamen sucht, zum anderen liebe ich doch Olaf über alles. Und er lässt mich spüren, dass auch er mich über alles liebt.
Unsere Beziehung ist so lange perfekt, bis ich auf das Thema Kinderwunsch komme. Dann blockt Olaf ab oder reagiert unwirsch. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich keine Kinder mehr möchte.", sagt er höchstens. Damit ist das Thema für ihn erledigt. Er hat ja auch Recht; schließlich hat er es mir tatsächlich gesagt. Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass das endgültig sein sollte.
Manchmal überlege ich schon, ob ich ihn einfach vor vollendete Tatsachen stellen und die Pille vergessen sollte. Aber was, wenn er das Kind dann weiterhin ablehnt? Wenn er mich alleine sitzen lässt? Das wäre schließlich ein gewaltiger Vertrauensbruch, das könnte ich ihm nicht einmal verdenken. Vielleicht muss er aber auch nur einmal über den eigenen Schatten springen und wenn das Baby dann da ist, kommen die Vatergefühle von selbst.
Ich habe Anna schon immer gesagt, dass ich keine Kinder haben möchte. So sehr ich sie als Frau schätze und so sehr ich auch glaube, dass sie eine gute Mutter wäre. Aber ich möchte nicht, dass meine Kinder aus der ersten Ehe das Gefühl haben, nicht mehr zu zählen, sobald das neue Baby da ist. Ich kann doch nicht Kinder in die Welt setzen, solange ich nicht einmal meinen ersten beiden ein guter Vater sein kann.
Außerdem: Kinder verändern eine Beziehung total, das habe ich schon einmal miterlebt. Ich möchte Anna nicht wieder teilen müssen, möchte nicht wieder nächtelang schreiende Kinder durch die Wohnung tragen. Nicht wieder all die Rücksichten nehmen müssen.
Ich finde, wir sollten uns unsere Unabhängigkeit bewahren, reisen, ausgehen, sonntags lange schlafen und lange frühstücken. Es tut mir ja auch leid, dass ich Anna so enttäuschen muss. Aber ich denke, mit der Zeit wird sie darüber hinweg kommen.
Über einen Kinderwunsch läßt sich nicht streiten. Kein Partner hat das Recht, von seinem Partner zu verlangen, sich ein Kind "wünschen zu müssen". Eine Partnerschaft einzugehen in der Hoffnung, der andere werde sich schon ändern und sich dann beispielsweise auch ein Kind wünschen, ist immer sehr riskant.
Zum einen fühlt sich der Partner, der den Wunsch nicht erfüllt, sich nicht geliebt und unter Druck gesetzt. Zum anderen ist es fraglich, ob er sich in seinen Lebens- und Wertvorstellungen ändert.
Wenn ein Partner dann auf seinem Kinderwunsch beharrt, dies immer wieder zum Thema macht und den Kinderwunsch womöglich als Gradmesser der wahren Liebe ansieht, ist die Partnerschaft stark gefährdet. Man kann keineswegs sagen: "Wenn er mich wirklich lieben würde, dann würde er doch auch ein Kind wollen".
Einen Kinderwunsch hat der Partner erst dann, wenn er das Kind als eine Bereicherung für sich und die Partnerschaft ansieht und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und auf andere Lebensziele zu verzichten.
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