Sind beide Partner:innen im Alltag und bei wichtigen Entscheidungen gleichberechtigt? Wenn nicht, kann das zu Problemen in der Beziehung führen. In diesem Beitrag erfährst du, wie ihr eine Beziehung auf Augenhöhe führen könnt.
Bis vor wenigen Jahrzehnten war es in Deutschland noch gesetzlich geregelt, dass der Mann in allen Fragen des Familien- und Ehelebens das Entscheidungsrecht hatte. Durch den gesellschaftlichen Wandel nach dem Zweiten Weltkrieg und das große Engagement von Frauenrechtler:innen haben diese festen Regelungen in Paarbeziehung und Familie in den letzten Jahrzehnten eine grundlegende Änderung erfahren: Frauen bekamen auch vor dem Gesetz immer mehr Rechte zugeschrieben.
Heute kann von einer Gleichberechtigung von Frau und Mann innerhalb einer Beziehung gesprochen werden. Dazu beigetragen hat auch, dass sich immer mehr alternative Beziehungsmodelle zur Ehe in unserer Gesellschaft etabliert haben – sowohl in Beziehungen zwischen Frau und Mann als auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Dennoch bleibt die Frage, ob und wie Gleichberechtigung in der Partnerschaft in der Realität gelebt wird. Was geschieht, wenn beide sich nicht auf Augenhöhe begegnen? Was gewinnt eine Beziehung, die auf Gleichberechtigung baut, und wie kann diese im Alltag immer wieder aufs Neue gelebt werden?
Auch wenn die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann in der Ehe "auf dem Papier" besteht, und auch wenn moderne Beziehungen im Prinzip darauf aufbauen, gibt es auch heute noch in vielen Partnerschaften Konflikte um die Frage, wer "das Sagen" hat, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen. Dabei ist es laut Untersuchungen zwar immer noch so, dass Männer eher Frauen dominieren. Grundsätzlich kann das aber natürlich auch in umgekehrter Richtung funktioniern und ist nicht ein reines Mann-Frau-Thema.
Fehlt die Gleichberechtigung, dann fühlt sich eine oder einer der beiden schnell bevormundet und in ihren oder seinen Bedürfnissen nicht ernst genommen. Wenn dieses Konfliktfeld nicht offen ausgesprochen und geklärt wird, kann es auf Dauer zu ernstzunehmenden Problemen in der Beziehung führen.
Quellen für fehlende Gleichberechtigung gibt es viele im Beziehungsalltag, vor allem wenn Kinder vorhanden sind. Probleme entstehen meist, wenn unklar ist,
Um der Frage der Gleichberechtigung in deiner Beziehung positiv und aufgeschlossen zu begegnen, ist es hilfreich, wenn du zunächst deine eigenen Einstellungen dazu hinterfragst. Es geht darum herauszufinden, welche Aufgaben und Rollen du in der Beziehung – bewusst und unbewusst – lieber und weniger gerne übernimmst. Folgende Fragen helfen dir, deine Einstellung und deine Position zu deiner Partnerin oder deinem Partner innerhalb der Beziehung zu klären. Das ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer Gleichberechtigung:
Diese Fragen sind beispielhaft und keineswegs erschöpfend. Auch gibt es kein Richtig oder Falsch. Denn wahrscheinlich findet sich kein Paar, das sagen würde, es würde sich sämtliche Aufgaben teilen, weil beide alles gleich gern und gleich gut machen. Viel realistischer ist es, dass eine oder einer von beiden dies oder jenes besser kann oder eben mehr Lust und Zeit hat, es zu machen. Wichtig ist, dass beide ihre jeweiligen Aufgaben gerne übernehmen und sich dadurch nicht zurückgesetzt oder erniedrigt fühlen.
Eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen bedeutet, auf seine Partnerin bzw. seinen Partner zu achten – auf ihre oder seine Bedürfnisse und Vorlieben, die Kraft und Zeit. Aber es bedeutet auch, auf sich selbst und seine Situation zu achten und das dem Gegenüber zu kommunizieren. Das gilt übrigens nicht nur für Partnerschaften, sondern für jegliche Beziehung im Spannungsfeld von persönlicher Freiheit bzw. Selbstverwirklichung und einer vertrauten Verbundenheit.
Diese vier Tipps helfen euch dabei, eine gleichberechtigte Beziehung zu leben:
Entwickelt einen quasi vom Alltag geschützten Raum, in dem ihr euch gegenseitig mitteilen könnt, wie es euch mit der oder dem anderen bzw. in einer bestimmten Situation geht. Das kann ein Chat auf dem Handy sein, den nur ihr beide einsehen könnt, oder es kann eine bestimmte Zeit am Tag sein, etwa vor dem Einschlafen. Der intime Raum für Gefühle schafft einen ganz besonderen vertrauten und nahen Rahmen.
Oft hilft es, die Emotionen deiner Partnerin oder deines Partners anzuerkennen und ernst zu nehmen, indem du ihre oder seine Aussagen stehen lässt. Du musst sie nicht immer kommentieren, musst keine Lösung dafür entwickeln und du solltest schon gar nicht versuchen, sie wegzudiskutieren, wenn sie problematisch sind. Allein die Möglichkeit, das eigene Befinden ausdrücken zu können, nimmt den Emotionen meist die Schwere. Und zu einer Lösung kommt ihr oft in einem zweiten Schritt, vielleicht am nächsten Tag, wenn die erste Anspannung weniger geworden ist. Dann habt ihr den Abstand, gemeinsam konstruktiv zu werden.
Beziehungen leider oft unter sich leise einschleichenden Routinen. Darunter, dass du wie selbstverständlich die eine oder andere Aufgabe übernimmst, obwohl sie dich eigentlich nervt. Oder dass du selbstverständliche Erwartungen an deine Partnerin oder deinen Partner hast, nach dem Motto: Es ist doch klar, dass ich einen Cappuccino zum Frühstück nehme. Wenn du diese Haltung veränderst und nichts als selbstverständlich siehst, dann gibst du euch die Chance, euch immer wieder neu zu begegnen. Ein wichtiges Hilfsmittel ist zu fragen und Fragen zuzulassen. Übt euch darin, den Zauber der ersten Begegnung nicht zu verlieren und erinnert euch an die Zeit, in der ihr euch wirklich zum ersten Mal begegnet seid.
Schon ein kleines Dankeschön ist ein wahrer Alleskleber für eure Beziehung, denn es zeigt Liebe und Wertschätzung, Anerkennung und Respekt – wichtige Zutaten für eine gleichbereichtige Beziehung. Deiner Partnerin oder deinem Partner dafür zu danken, die großen und kleinen Aufgaben des Alltags zu übernehmen, nutzt sich nie ab, sondern bestärkt sie oder ihn ebenso wie dich selbst in dem Entschluss füreinander.
Beziehungen verändern sich ständig, weil wir Menschen uns ständig verändern. Deshalb kann es auch dir bzw. euch gelingen, mehr Gleichberechtigung in eurer Beziehung zu etablieren. Seid achtsam für die Gefühle der oder des anderen, sprecht miteinander über das, was euch bewegt und was ihr euch voneinander wünscht, genießt euer Anderssein als Bereicherung und zeigt euch Dankbarkeit für das, was für die Beziehung tut.
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Ich habe alles über Beziehung auf Augenhöhe gelesen. Nach 46 Jahren
Ehe mit einem unsensiblen Mann, der mich mein Eheleben lang oft gedemütigt hat, der mich nie auf Augenhöhe sah, der sich für keine Gespräche interessierte, eine Trennung konnte ich nicht durchziehen,
da zwei nette Kinder aus meiner Ehe hervorgingen, die gut lernten,
die ein schönes Umfeld hatten, ich leider krank wurde und nicht in der Lage war, etwas zu ändern, hatte ich ausgeharrt, nie eine Chnce auf Augenhöhe hatte, Als die Kinder dann aus dem Haus waren, suchte ich mir einen Job, der mir über vieles hinweghalf. Doch leider konnte ich wieder nicht gehen, da einige Operationen folgten und ich froh war, daß mir geholfen wurde. Ich wäre nicht mehr in der Lage gewesen, alleine mein Leben zu regeln. Somit bin ich jetzt, mit 74 wieder vor die Wahl gestellt, zu gehen oder bleiben. Jetzt ist er auch krank geworden und man weiß nie, wie lange das Leben noch geht. Ich bin ziemlich kleinlaut und enttäuscht, wie mein Leben verlief. Es ist so leicht, zu verurteilen, aber
nicht jeder ist in der Lage, trotz Wissen, sein Leben zu verändern. Ich hoffe nur, daß ich jetzt im Alter und mit andauernder schwierigen Krankheit doch das richtige für mich entschieden habe, musste ein Leben lang einen ungerechten Mann ertragen, der alles bestimmte und ich nur untergeordnet leben musste. Natürlich mangelndes Selbstbewusstsein. Hatte alles probiert, war auch beim Psychologen. Wünsche mir, daß es jetzt vielleicht im Alter noch ein wenig schön wird.
Habe so viel überstanden und ausgehalten an Demütigung.