Eine Leserin schildert: "Mein Partner tyrannisiert mich mit seiner unbegründeten krankhaften Eifersucht. Nun habe ich bei ihm einen Zettel mit Prostituierten gefunden." Dr. Doris Wolf berät und gibt Hilfestellungen.
Mein Partner tyrannisiert mich seit langem mit seiner unbegründeten, krankhaften Eifersucht. Ich habe ihm gesagt, dass meine Schmerzgrenze erreicht ist und ich mich beim nächsten Ausraster trennen würde. Nun habe ich bei ihm einen Zettel mit Kurzbeschreibungen von Prostituierten gefunden. Mein Vertrauen, Stolz und Gerechtigkeitssinn sind erschüttert.
Einerseits will ich die Partnerschaft erhalten, andererseits will ich nicht so leben. Was bringt es, ihn darauf anzusprechen?
Eifersucht und Liebe haben nichts miteinander zu tun. Liebe führt zu positiven Gefühlen und Wohlbefinden. Sie selbst aber spüren seit langem, dass die Eifersuchtsanfälle Ihres Partners Sie unfrei machen. Sie haben Angst, nach eigenen Maßstäben zu leben und Ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Immer steht die Angst dahinter, dass Ihr Partner wieder ausrastet, Sie beschuldigt und Sie sich dann rechtfertigen müssen.
Ihr Partner hat keine Problemeinsicht, sondern entschuldigt sein Verhalten mit großer Liebe. Eine Entschuldigung im Nachhinein macht zudem seine Kränkungen nicht ungeschehen. Wenn Ihr Partner überhaupt etwas ändern wollte, dann genügt mit Sicherheit nicht der Vorsatz, nicht mehr eifersüchtig zu sein bzw. sich in Zukunft zu beherrschen. Er muss an den Ursachen, vermutlich an einem geringen Selbstwertgefühl ansetzen. Dies gelingt häufig nur in einer Psychotherapie.
Letztendlich müssen Sie für sich entscheiden, ob Ihre wichtigsten Vorstellungen einer guten Partnerschaft mit Ihrem Partner erfüllt werden können. Wie häufig fühlen Sie sich beispielsweise geliebt und geachtet? Wie häufig haben Sie Sehnsucht nach Ihrem Partner? Die Entdeckung, dass Ihr Partner vermutlich zu Prostituierten geht oder gehen möchte, entfernt Sie noch weiter von Ihrem Partner und verstößt gegen Ihre moralischen Prinzipien. Auch wenn die Gefahr besteht, dass er ausrastet, wenn Sie ihn darauf ansprechen, sollten Sie mit ihm darüber sprechen, sonst können Sie keinen inneren Frieden finden.
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