Wenn wir uns streiten ist Thorsten hinterher noch tagelang beleidigt. Sogar Wochen später spielt er noch die beleidigte Leberwurst.
Wenn wir uns streiten, ist Thorsten hinterher noch tagelang beleidigt. Sogar Wochen oder Monate später hält er mir irgendwelche Äußerungen vor, die im Eifer des Gefechts gefallen sind und spielt die beleidigte Leberwurst.
Zugegeben: Ich habe mich einmal völlig verrannt und ihm zu Unrecht ein Verhältnis mit einer Kollegin unterstellt. Ich habe mich hinterher bestimmt tausendmal dafür entschuldigt, aber verziehen hat er mir das bis heute nicht. Er sagt beispielsweise ganz spitz: "Ich habe heute mit Anke zusammen Mittag gegessen - ich hoffe, du schmeißt mich deswegen jetzt nicht raus."
Ich finde, es gehört zu einer guten Beziehung, dass man sich ab und zu ausspricht und klar die Meinung sagt. Aber bei Thorsten traue ich mich das bald nicht mehr. Egal was ich sage, er reagiert super-empfindlich, wie eine Mimose.
Einmal habe ich nur erwähnt, dass er vielleicht in Hinblick auf seinen zunehmenden Bauchumfang eventuell ein ganz klein wenig mehr auf eine Fett reduzierte Ernährung achten sollte. Prompt fühlte er sich zutiefst beleidigt.
Darüber, dass ich ihn bei einem Spieleabend mit Freunden aus Spaß "Schummler" nannte, kam er auch nicht hinweg. In Wirklichkeit schummelt er nie, ich wollte ihn nur ein wenig aufziehen. Aber jetzt lässt er sich nur widerwillig zu Gesellschaftsspielen überreden und mault immer "Was wollt ihr denn mit einem Schummler?" Und wehe, ich mache mal eine kritische Bemerkung über seine Mutter ...
Wir sind doch nicht im Kindergarten. Wenn man zusammen lebt, heißt das doch nicht, dass man automatisch und bedingungslos alles toll finden muss, was der andere sagt, tut oder denkt. Oder liege ich da falsch? Umgekehrt hat er übrigens keinerlei Probleme, mich zu kritisieren.
Natürlich habe ich nichts gegen sachliche, konstruktive Kritik. Aber Britta wird immer gleich so persönlich und unsachlich. Wie sollte ich mich da nicht angegriffen fühlen? Mag sein, dass ich in dieser Beziehung von meiner Kindheit her ein wenig empfindlich bin. Meinem Vater konnte ich nie etwas recht machen. Das muss ich nun nicht auch noch in einer Beziehung haben.
Ich gebe immer mein Bestes - beruflich und privat. Niemand ist perfekt, das braucht man mir doch nicht immer aufs Butterbrot zu schmieren. Aber der Hammer war ja damals als Britta mir unterstellte, dass ich mit meiner Kollegin ins Bett gehe.
Darüber komme ich gar nicht hinweg und ich finde es auch legitim, wenn ich Britta ab und zu daran erinnere, damit sie mir nicht wieder mit so etwas kommt. Ich habe etwas gegen Ungerechtigkeiten und ich finde, so etwas verjährt auch nicht. Nur wenn man sich immer wieder erinnert, kann man daraus auch lernen.
Das Gefühl der Kränkung entsteht, wenn wir uns in unserer gesamten Person infrage gestellt, ungeliebt und abgelehnt sehen. Wir sehen uns als Opfer und andere als Täter. Meist übersehen wir dabei, dass wir zu unserer Kränkung immer auch einen gehörigen Teil selbst dazu beitragen. Wir müssen das Verhalten des anderen nämlich als persönlichen Angriff auf unsere Person bewerten, um aus dem Gleichgewicht zu geraten.
Hinter der übergroßen Empfindlichkeit stehen meist ein geringes Selbstwertgefühl und hohe Erwartungen sowohl an sich als auch an andere. Diese Einstellungen erlernen wir bereits in der Kindheit. So erkennt Thorsten bereits, dass seine Empfindlichkeit mit den negativen Erfahrungen in seiner Kindheit zusammenhängen. Er macht es sich allerdings zu einfach, wenn er bei dieser Erkenntnis stehenbleibt, ohne etwas dafür zu tun, um sein Selbstvertrauen zu stärken
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Wahnsinning witzig, jemanden vor anderen
Schummler zu nennen, um "ihn aufzuziehen".