Lustkiller überwinden: Warum die Lust auf Sex in der Partnerschaft ausbleibt und was Sie dagegen tun können

Wenn wir keine Lust auf Sex haben kann das viele Ursachen haben. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche die häufigsten Libidokiller sind und wie wir wieder mehr Lust auf Sex bekommen können.

Lustkiller überwinden: Warum die Lust auf Sex in der Partnerschaft ausbleibt und was Sie dagegen tun können
© Priscilla Du Preez, unsplash.com

Flaute im Bett? Dafür, warum sie oder er keine Lust auf Sex haben gibt es viele. Wichtiger ist deshalb die Frage, was beide dagegen tun können.

Die typischen Libidokiller werden in den paartherapeutischen Gesprächen so formuliert: "Der Sex im ersten Jahr der Partnerschaft war leidenschaftlich. Wir konnten es kaum erwarten, allein zu sein, und fielen buchstäblich über einander her. Jeder Blick, jede Berührung, jeder Gedanke an meinen Mann/meine Frau erweckte Lust. Doch heute habe ich selten Lust auf Sex. Wenn es nach mir ginge, bräuchten wir gar nicht mehr miteinander zu schlafen."

So oder ähnlich ergeht es vielen Menschen, wenn sie länger in einer Beziehung leben und sich der Alltag einschleicht. Solange beide Partner damit einverstanden sind, keinen Sex oder nur noch selten Sex zu haben, und zum Alltag ausreichend Zärtlichkeit, Nähe und auch Berührungen dazugehören, ist das kein Problem. Problematisch wird es jedoch, wenn nur einer von beiden Partnern über einen längeren Zeitraum keine Lust empfindet.

Wie entsteht sexuelles Verlangen?

Die Quelle unseres sexuellen Begehrens und unserer Begierde ist das Gehirn. Sexualität und Libido finden im Kopf statt. Durch lustvolle Phantasien erregen wir in der Folge unseren Körper. Das bedeutet aber im Umkehrschluss: Negative Phantasien oder Versagensängste stoppen in uns die Lust auf Sex. Mehr noch: Nicht selten schlagen diese Emotionen ins Gegenteil um und lösen körperliche Gefühle wie Ekel aus. Das ist nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für seinen Partner schlwer zu ertragen.

Die wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass wir Lust auf Sex haben, sind:

  • dass wir uns und unseren Körper akzeptieren,
  • dass wir unsere Partnerin oder unseren Partner sexuell attraktiv finden,
  • dass wir uns guten Sex vorstellen (können),
  • dass wir uns begehrenswert und begehrt fühlen,
  • udass wir ns erlauben, Lust zu verspüren.

Ursache: Was behindert unsere Lust bzw. was führt zu einem Libidoverlust?

Lust lässt sich nicht erzwingen. Alles, was uns in eine negative Stimmung bringt, lässt die Libido schwinden. Gefühle wie Angst, Eifersucht, Wut, Depression, Trauer, Gekränktsein führen zu einem Libidoverlust oder verhindern, dass wir den Sex genießen können. Wir benötigen erregende Gedanken und lustvolle Phantasien, um Lust zu verspüren. Besonders einflussreiche Libidokiller sind negative Gedanken wie:

  • Ich muss mit meiner Partnerin oder meinem Partner schlafen, wann immer sie oder er es möchte.
  • Ich müsste häufiger Lust auf Sex haben.
  • Ich bin nicht gut genug im Bett. Ich kann meine Partnerin oder meine Partner nicht befriedigen.
  • Ich darf meine sexuellen Wünsche nicht äußern. Sie sind mir peinlich.
  • Ich muss immer einen Orgasmus bekommen. Meine Partnerin oder mein Partner muss immer einen Orgasmus bekommen.

Diese Gedanken führen dazu, dass wir uns unter Druck fühlen, uns ablehnen und Ekel empfinden. Zwingen wir uns, dennoch mit der Partnerin oder dem Partner zu schlafen, dann wird es schwierig Spaß und Befriedigung zu empfinden. Manchmal werden wir dann Schmerzen beim Sex verspüren. Wir geraten in einen Kreislauf: Wir machen uns keine lustvollen Gedanken, fordern von uns, mit der Partnerin oder dem Partner zu schlafen, machen negative Erfahrungen usw.

Da ist es kein Wunder, dass wir immer weniger Lust empfinden und alles dafür tun, bei unserem Gegenüber auch keine Lust auf Sex entstehen zu lassen. Wir täuschen Müdigkeit, eine Migräne oder anderen körperliche Schwächen vor, gehen lange vor ihr oder ihm oder lange danach ins Bett, tragen ein hochgeschlossenes Nachthemd, meiden zu Kuscheln und körperliche Nähe. Immer dann, wenn wir mit dem Sex unangenehme Erfahrungen verbinden, Sex als Pflichtübung ansehen und unsere Wünsche nicht mehr äußern, wirkt das lusthemmend. Auch Medikamente wie etwa Betablocker, Beruhigungsmittel, Blutfettsenker, Kortisonpräparate sowie bestimmte Kombinationen von Gestagen und Östrogen können Lustkiller sein. Weitere Gründe, warum wir keine Lust auf Sex haben, sind:

  • Überforderung durch die Doppelbelastung Beruf und Haushalt oder ein anstrengender Job;
  • kleine Kinder, die die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen;
  • Schmerzen und Krankheiten;
  • eine Lebenskrise, in der wir etwa um einen nahen Angehörigen trauern oder berufliche oder finanzielle Probleme haben.

Der Einfluss der Partnerin oder des Partners auf unser sexuelles Verlangen.

Es gibt eine ganze Reihe an vollkommen unterschiedlichen Gründe, warum wir keine Lust auf Sex haben. Wir haben keine Lust, wenn

  • eine/r von beiden der oder dem anderen wenig Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit zukommen lässt,
  • eine/r die oder den andere/n im Alltag ständig kritisiert,
  • sich die Wünsche und sexuellen Vorlieben von beiden unterscheiden,
  • eine/r die oder den andere/n nicht riechen kann, weil diese/r es mit der Hygiene nicht so genau nimmt oder unter starkem Mundgeruch leidet,
  • beide sich gerade gestritten haben und eine/r noch wütend ist,
  • eine/r von beiden sich nicht gesehen fühlt und den Eindruck hat, als Objekt behandelt zu werden,
  • eine/r von beiden nach dem Orgasmus sofort einschläft und die oder den andere das als Ablehnung wahrnimmt,
  • eine/r einen ganz anderen Kleidungsstil hat, den die oder den andere nicht schön findet,
  • beide unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf Zärtlichkeit haben,
  • eine/r schnell spontan Sex will und die oder den andere nicht in Stimmung ist,
  • eine/r von beiden viel Alkohol getrunken hat,
  • sich eine/r von beiden mehr Sex wünscht, als die oder den andere,
  • eine/r sich Techniken wünscht, die die oder den andere ablehnt,
  • eine/r das Gefühl vermittelt, es ginge ihr oder ihm nur um sich selbst,
  • eine/r von beiden etwas anderes unter aufregendem Sex versteht, als die oder der andere,
  • eine/r bei einem Nein schnell gekränkt reagiert,
  • er ein Nachtmensch ist und wir ein Morgenmensch (oder umgekehrt),
  • eine/r das Gefühl hat, dass der Sex wie eine Routine funktioniert,
  • eine/r fremd gegangen ist,
  • eine/r das Bedürfnis hat im Bett zu reden und der andere nicht,
  • eine/r die oder den anderen mit einer dritten Person vergleicht.

5 Tipps, wie Sie Ihre Libido anregen können

Tipp 1:Akzeptieren Sie zunächst, dass Sie momentan keine Lust auf Sex haben.

Es ist kein Grund, sich selbst zu verurteilen oder als minderwertig zu fühlen. Es ist lediglich ein Hinweis, dass Sie aus irgendwelchen Gründen momentan keine Lust mehr in sich wachrufen. Das bedeutet zum Einen, dass es grundsätzlich gut wäre, nachzuforschen, wo die Ursachen versteckt liegen (siehe Tipp 2). Zum Zweiten bedeutet es, dass der Zustand nicht immer so bleiben muss. Und zum Dritten (und das ist die beste Botschaft), dass Sie es in der Hand haben, diesen Zustand wieder zu verändern.

Tipp 2:Suchen Sie nach den Ursachen, weshalb Sie keine Lust haben.

  • Haben Sie nie über Ihre Wünsche und Bedürfnisse gesprochen oder sie Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner gezeigt?
  • Gibt es für Sie Möglichkeiten, Ihre Phantasie mehr einzusetzen?
  • Sollten Sie sich mehr Zeit füreinander einräumen?
  • Wie nah fühlen Sie sich ihrer Partnerin oder Ihrem Partner?
  • Gibt es Konflikte mit Ihrem Partner im Alltag, die zuerst geklärt werden müssen?
  • Benötigen Sie mehr Zuwendung und Verständnis vom Partner*in?
  • Brauchen Sie mehr Zeit für sich selbst?
  • Müssen Sie lernen, Ihren Körper zu akzeptieren und sich selbst attraktiv zu fühlen?
  • Haben Sie bisher von sich gefordert, genauso viel Lust wie ihre Partnerin oder Ihr Partner zu haben?

Tipp 3:Sprechen Sie mit Ihrem Partner*in darüber, weshalb Sie keine Lust auf Sex haben.

Üerlegen Sie gemeinsam wer was braucht, um sich gut zu fühlen. Dabei müssen Sie nicht auf einmal alle Ursachen ergründen und alle Probleme lösen. So ein Gespräch ist in der Praxis oft schwer, denn keiner will den anderen verletzen. Daher: Gehen Sie am Anfang ruhig behutsam vor und fangen Sie Schritt für Schritt an, sich vorzutasten. Sie werden sehen, bald wird es Ihnen leichter fallen.

Tipp 4:Rufen Sie sich in Erinnerung, wie Sie sich zu Beginn Ihrer Beziehung in Stimmung gebracht haben.

Wahrscheinlich haben Sie sich mit Ihrem Partner verabredet, frisch geduscht und schön gemacht. In der Phantasie haben Sie sich ausgemalt, wie das Treffen mit ihrer Partnerin oder Ihrem Partner sein wird. Und all dies hat Sie in Stimmung gebracht. Warum sollte es nicht auch heute ein klein wenig Zauber zurückbringen? Überlegen Sie, was gut ist an ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, was sie besonders schätzen am anderen und welche Stärken und Besonderheiten sie oder er hat. Denken Sie an die Momente, in denen sie sich gegenseitig unterstützt haben und füreinander da waren. Denken Sie an das, was sie besonders attraktiv finden am anderen.

Tipp 5:Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Genießen, einander nahe sein und sich etwas Gutes tun.

Nicht jedes sexuelle Zusammensein muss zum Koitus führen. Außerdem ist Ihr Körper keine Maschine. Wenn Sie einen anstrengenden Tag hinter sich haben, oder sich nicht in guter Verfassung fühlen, ist möglicherweise keine Energie mehr da für Sex. Dann ist es lustvoller für Sie, sich ganz in Ruhe in den Sessel zu setzen und von niemandem gestört zu werden.

Leser:innenfrage

Eine Leserin fragt:

"Mir ist die ganze Geschichte etwas unangenehm, weiß aber leider keinen anderen Rat mehr. Ich bin seit 11 Jahren mit meinem Mann verheiratet und wir haben einen Sohn zusammen. Seit mehreren Jahren haben wir jedoch ein Problem mit der Sexualität. Mein Mann ist abweisend im Bezug auf Sex, oft über mehrere Monate. Dann schlafen wir vielleicht einmal miteinander und dann ist wieder für Monate von seiner Seite aus Pause. Spreche ich Ihn auf die Situation an, weicht er mir aus, sagt, er hätte keine Lust und sei müde. Oder er sagt, dass alles meine Schuld wäre. Muss ich davon ausgehen, dass mein Mann mich betrügt?"

Dr. Doris Wolf antwortet

"Ich kann gut verstehen, dass Sie sich enttäuscht, wütend und hilflos fühlen. Hinter sexueller Unlust können sich viele unterschiedliche Gründe verbergen: Überforderung im Job, Depressionen, körperliche Probleme, Konflikte in der Partnerschaft, Versagensängste. Eine Geliebte ist wirklich nur eine von vielen Erklärungsmöglichkeiten. Das Problem ist, dass Ihr Mann nicht darüber sprechen will und Sie so alleine mit Ihrem Problem lässt. Sie brauchen seine Bereitschaft, um etwas verändern zu können. Gibt es denn einen Menschen, dem Ihr Mann vertraut und den Sie einweihen können? Oder einen Hausarzt, den er regelmäßig konsultiert?

Am besten wäre natürlich, wenn Sie beide eine Paartherapie machen würden, um herauszufinden, weshalb es in der Sexualität nicht mehr klappt. Sie müssen für sich entscheiden, wie wichtig Ihnen die Sexualität ist. Möchten Sie keinesfalls so weiterleben, müssen Sie Ihrem Mann mitteilen, dass für Sie auf jeden Fall zur Partnerschaft auch ein Sexualleben gehört und dass Sie mit ihm eine Therapie machen möchten, um Wege dahin zu finden. Sie würden ihn lieben und gerade deshalb wäre es Ihnen wichtig, ihm auch körperlich nahe zu sein. Wenn er das ablehnt, dann sehen Sie die Partnerschaft gefährdet.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Lust wieder zu wecken und wieder Spaß miteinander zu haben. Ich hoffe, dass Ihr Mann diese Chance für Sie beide nutzen wird."

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@ WXyz schreibt am 07.02.2024

Klar, den kuchen haben und auch essen. wenn du dich nach sex mit anderen sehnst, solltest du dir einen partner suchen, der dich das machen lässt. du scheinst nicht für monogamie gemacht zu sein, dann lebe sie auch nicht aber akzeptier alle nachteile, die damit einhergehen. man kann nicht alles haben und stärke im leben zeigt sich auch dadurch, hinzunehmen das mit A oft auch eben B einhergeht


WXyz schreibt am 31.12.2023

Immer gleicher Partner, die Lust schwindet. Es ist halt trotzdem immer dasselbe egal wie sehr man sich bemüht aus der Routine auszubrechen. Die Liebe ist geblieben, Treue ist das a und o für meinen Partner, und mir würde Sex mit anderen gut tun, auch die Lust auf den eigenen Partner steigern...


Markus schreibt am 28.07.2023

Wenn die lust ausbleibt und sich nach absehbarer Zeit nicht wieder erholt: trennen! Es wird nicht wieder besser und auf Sex nach Plan oder Gnadensex, kann man verzichten. Dauerhafte Lust und Begehren, kann man bei 9 von 10 Frauen nicht erwarten, da macht ihre biologie nicht mit. Kaum eine frau, will nach 6 Jahren beziehung mit ihrem Mann noch so oft sex, wie in den ersten 4 montaten


Jane schreibt am 21.09.2021

Es gibt noch andere Gründe für fehlende Lust: zum Beispiel wenn man nach nur 2 Jahren Ehe für die ganze Familie das Aschenputtel ist und dabei noch ständig entwertet wird, man 2 Babyphone am Bett hat , davon 1 für die Schwiegermutter, Nachts 5x mindestens raus muss, um Kind und Mutter zu versorgen. Und dazu noch Sensibilitätsstörungen im ganzen Körper hat und behindert ist.
Bei mir trifft dasalles zu und ich habe Null Bock auf Sex, nur auf Schlaf

halio schreibt am 27.03.2024

Ich versteh nicht wenn man sich nicht bereit fühlt für ein Kind
es dann trotzdem macht .
Beziehung klappt nicht Haushalt Aufteilung auch nicht,
man ist selber krank oder körperlich eingeschränkt .
Und dann noch ein Kind in die Welt setzten vielen dank Mütter,
das ist purer Egoismus.
Bitte findet euch erstmal selbst ,bevor ihr Kinder macht , das Kind kann nicht gefragt werden ob es geboren werden möchte, nur damit ihr euch nicht allein fühlt oder es als Lösung gesucht wird .

@ Jane schreibt am 10.10.2021

sorry aber das sind alles folgen und konsequenzen von entscheidungen.. deinen entscheidungen. du hättest zu kind und mutterpflege nein sagen können. aber dich scheint es nicht zu stören, dass du keine lust hast, also kein verlust


basti schreibt am 29.12.2020

julia. 7? okay und wie lang hielten die? 2-3 jahre? dann ist es kein wunder das du so redest. sei mal 14 jahre mit dem gleichen mann zusammen und schau mal, ob du dann auch noch so viel willst. ich habe mir meine frauen nie nach häuslichkeit ausgesucht aber auch nie nach sex und bei allen war es gleich. zu anfang viel, am besten 2x täglich und nach 5 jahren konnte ich froh sein, wenn sie 2x die woche wollte. in meinen augen ist es nicht per se die frau, sondern die zeit, die das problem ist.


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